© Amnesty International / DMB.
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Ein Jahr „Frauen, Leben, Freiheit“ Proteste: Amnesty International und DMB. starten „I ran from Iran“-Kampagne

14. September 2023

Ein Jahr nach dem Tod von Jina Mahsa Amini, der die landesweiten „Frauen, Leben, Freiheit“ Proteste im Iran auslöste, startet Amnesty International Österreich heute gemeinsam mit der Werbeagentur Demner, Merlicek & Bergmann / DMB. die Kampagne „I ran from Iran“. Mit Unterstützung prominenter Personen der iranischen Diaspora in Österreich beleuchtet die Kampagne die dramatische Menschenrechtssituation im Iran und ermahnt die österreichische Regierung zum dringenden Handeln.

Amnesty International fordert die österreichische Regierung auf, konkrete Maßnahmen zur Unterstützung der iranischen Zivilgesellschaft zu ergreifen. Dies schließt die humanitäre Aufnahme und Unterstützung von Personen ein, die aufgrund ihres Aktivismus und ihres Einsatzes für die Menschenrechte gefährdet sind oder dringend medizinische Hilfe benötigen. Darüber hinaus appelliert Amnesty International an Österreich, sich vehement für ein Ende der Straflosigkeit bei Menschenrechtsverletzungen im Iran einzusetzen.

„Die Dringlichkeit, sich mit der Menschenrechtskrise im Iran zu befassen, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die iranische Bevölkerung hat schon viel zu lange unter einem System gelitten, das ihre Grundrechte und Freiheiten unterdrückt. Regierungen wie Österreich müssen endlich Position beziehen und ihren Einfluss nutzen, um positive Veränderungen herbeizuführen“, sagt Shoura Hashemi, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich.

Die Berichte der iranischen Diaspora in Österreich sind ein starkes Zeugnis für die Widerstandsfähigkeit von Menschen im Angesicht von Unterdrückung. Wir fordern die internationale Gemeinschaft, einschließlich Österreich, dazu auf, sich mit der iranischen Bevölkerung zu solidarisieren und sich für die Verteidigung der Menschenrechte einzusetzen.

Shoura Hashemi, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich

I ran from Iran: Stimmen aus der iranischen Diaspora

In der „I ran from Iran“-Kampagne erzählen Mitglieder der iranischen Diaspora in Österreich von ihrer Flucht aus dem Iran aufgrund von Menschenrechtsverletzungen, politischer Verfolgung und dem Fehlen von Grundfreiheiten. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht nur die persönlichen Berichte, sondern ein Aufruf an die internationale Gemeinschaft zum Handeln und zur Solidarität.

Die Kampagne startet in Österreich und wird in den kommenden Monaten von weiteren Amnesty-Sektionen weltweit umgesetzt, darunter USA, Großbritannien, Taiwan, Belgien, Irland, Argentinien, Italien und Frankreich.

„Wir glauben, dass jede Stimme die Macht hat, große Dinge zu bewirken. Mit der ‚I ran from Iran‘ Kampagne geben wir nun allen Stimmen eine gemeinsame, globale Plattform, um sich gemeinsam für einen positiven Wandel im Iran einzusetzen“, erklärt Alistair Thompson, Executive Creative Director bei DMB.

Unter den elf österreichischen Teilnehmer*innen der Kampagne sind unter anderem Aida Loos, Ali Mahlodji, Siroos Mirzaei, Parvin Razavi, Morteza Tavakoli, Homayoun Alizadeh und auch Amnesty-Geschäftsführerin Shoura Hashemi.

Die persönlichen Berichte veranschaulichen die gemeinsamen Erfahrungen der iranischen Diaspora sowie den Wunsch nach Veränderung, betont Kabarettistin und Schauspielerin Aida Loos: „Meine Geschichte ist nur eine von Tausenden von Iraner*innen, die ihre Heimat verlassen haben, um Unterdrückung und Verfolgung zu entkommen. Diese Kampagne bietet uns die Gelegenheit, unsere Stimmen zu bündeln und Solidarität mit der Protestbewegung im Iran zu zeigen, um den mutigen Aktivist*innen zu signalisieren: Ihr seid nicht allein.“

„Meine Familie und ich liefen nicht nur vor Unterdrückung und Verfolgung davon, sondern wir liefen auch in die Arme der Freiheit und der Möglichkeit, unser Leben selbst zu gestalten“, so Ali Mahlodji, Impact Unternehmer, Autor und EU-Jugendbotschafter.

Wir alle haben Träume und Talente, die wir in die Welt einbringen können, wenn uns die Chance dazu gegeben wird. Diese Kampagne erinnert uns daran, dass es unsere Pflicht ist, die Menschenrechte zu schützen und Menschen in Not beizustehen.

Ali Mahlodji, Impact Unternehmer, Autor und EU-Jugendbotschafter
© Harald Wandl / Amnesty International
© Harald Wandl / Amnesty International

Amnesty: Österreich muss gegen Menschenrechtsverletzungen im Iran vorgehen

Amnesty International ist zutiefst besorgt über die schweren Menschenrechtsverletzungen im Iran, einschließlich der unerbittlichen Verfolgung von Aktivist*innen, der gewaltsamen Unterdrückung der Protestbewegung und der alarmierenden Anwendung der Todesstrafe als Mittel der politischen Unterdrückung

Vor diesem Hintergrund fordert Amnesty die österreichische Regierung auf, ihr Bekenntnis zu den Menschenrechten in ihrer Politik gegenüber dem Iran umzusetzen. Dies umfasst die Unterstützung der iranischen Zivilgesellschaft, den Schutz von gefährdeten Personen und das aktive Eintreten für ein Ende der Straflosigkeit im Iran.

Konkret richtet Amnesty International folgende Forderungen an die österreichische Regierung:

  1. Unterstützung der iranischen Zivilgesellschaft in Österreich: Österreich sollte ausreichend Ressourcen für die Interessensvertretung und den Aufbau von Plattformen für Dialog und Zusammenarbeit der iranischen Diaspora in Österreich bereitstellen. Bestehende Dialogplattformen im Bereich des interreligiösen Austauschs könnten vermehrt als Plattformen für die Begegnung mit Vertreter*innen der iranischen Zivilgesellschaft, insbesondere mit Frauenrechtsaktivist*innen, genutzt werden.

  2. Aufnahme von gefährdeten Personen: Österreich sollte entsprechend seiner humanitären Tradition eine verstärkte Rolle beim Schutz von gefährdeten Menschenrechtsaktivist*innen übernehmen. In diesem Zusammenhang fordert Amnesty die kurzfristige Aufnahme von Personen, die von Mitgliedern des iranischen Regimes verwundet wurden und derzeit in den Nachbarländern des Irans auf medizinische Behandlung warten.

  3. Straflosigkeit beenden und Weltrechtsprinzip umsetzen: Österreich muss sich aktiv in internationalen Gremien und über diplomatische Kanäle engagieren, um Rechenschaft und Gerechtigkeit für Menschenrechtsverletzungen zu fordern. Das im Völkerrecht verankerte Weltrechtsprinzip sieht eine Strafverfolgung der schwersten Verbrechen auch außerhalb jener Staaten vor, in denen diese Verbrechen begangen werden. Österreich muss sich daher, auch als Amtssitzstaat der Vereinten Nationen, für eine Strafverfolgung jener Vertreter*innen des iranischen Regimes einsetzen, die solche Verbrechen begangen haben.