Seit Jahrzehnten kämpfen bewaffnete ethnische Organisationen in Myanmar, auch in den Bundesstaaten Kayin und Kayah, für mehr Rechte und Autonomie. Die seit 2012 in beiden Staaten geltenden brüchigen Waffenstillstände wurden nach dem Staatsstreich vom Februar 2021 gebrochen, und neue bewaffnete Gruppen sind entstanden.
Bei seinen laufenden Operationen hat das Militär in Myanmar wiederholt Sprengstoff mit großflächiger Wirkung auf bewohnte zivile Gebiete abgefeuert. Dutzende von Zeug*innen berichteten Amnesty International von tagelangen Beschüssen. Die Organisation dokumentierte 24 Angriffe mit Artillerie oder Mörsern zwischen Dezember 2021 und März 2022, bei denen Zivilist*innen getötet oder verletzt wurden oder bei denen zivile Häuser, Schulen, Gesundheitseinrichtungen, Kirchen und Klöster zerstört wurden.
Der Bericht dokumentiert außerdem, wie Myanmars Militär willkürlich Zivilist*innen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder weil sie verdächtigt wurden, die Anti-Putsch-Bewegung zu unterstützen, verhaftet hat. Oft wurden die Inhaftierten gefoltert, verschwanden gewaltsam oder wurden außergerichtlich hingerichtet.
Nach dem gleichen Muster wie bei früheren Militäroperationen haben Militärangehörige systematisch große Teile von Dörfern in den Bundesstaaten Kayin und Kayah geplündert und niedergebrannt. Zeug*innen aus sechs Dörfern berichteten, dass Gegenstände wie Schmuck, Bargeld, Fahrzeuge und Vieh gestohlen wurden, bevor Häuser und andere Gebäude in Brand gesteckt wurden.
Internationale Gemeinschaft muss dringend handeln
"Die anhaltenden Verbrechen des Militärs gegen die Zivilbevölkerung im Osten Myanmars spiegeln jahrzehntelange Muster des Missbrauchs und der eklatanten Straflosigkeit wider. Die internationale Gemeinschaft, einschließlich der ASEAN- und UN-Mitgliedstaaten, muss diese sich immer weiter verschärfende Krise jetzt angehen", sagt Matt Wells, stellvertretender Direktor für Krisenreaktion bei Amnesty International.