Ausbeutung und Todesfälle: Wie Arbeitsmigrant*innen für die FIFA-WM in Katar leiden
Veröffentlicht am 2.3.2022, zuletzt aktualisiert am 20.3.2023
Arbeitsmigrant*innen ermöglichten Katar den Traum von der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 im eigenen Land. Doch während die FIFA mit der Weltmeisterschaft riesige Profite erzielt, nimmt das Leiden der Arbeitsmigrant*innen, die das Turnier erst möglich gemacht haben, kein Ende. Im folgenden Text erfährst du, wie Arbeitsmigrant*innen in Katar ausgebeutet werden und was wir gemeinsam tun können, damit ihre Rechte endlich geschützt werden.
> Zahl der Toten: Wie viele Arbeitsmigrant*innen sind in den letzten Jahren in Katar gestorben?
> Was müssen Katar und die FIFA jetzt unternehmen?
> Was wir von der FIFA und von Katar fordern
> Was bedeutet das Kafala-System und warum ist es problematisch für die Arbeiter*innen?
Ausbeutung und Tote vor der WM in Katar – wie ist die Lage der Arbeitsmigrant*innen, die für die WM arbeiten?
Obwohl Katar Reformen angekündigt hat, wurden Arbeitsmigrant*innen im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 2022 weiterhin ausgebeutet und misshandelt. Millionen von Männern und Frauen aus Asien und Afrika sind auf der Suche nach einer besseren Zukunft nach Katar gekommen. Insgesamt 2,3 Millionen Arbeitsmigrant*innen verdienen in Katar ihren Lebensunterhalt, sie stellen dabei 95 Prozent der Arbeitskräfte. Rund 20.000 davon arbeiteten auf den WM-Baustellen im Land. 173.000 Personen, meist Frauen, sind als Hauspersonal angestellt.
Oft haben die Arbeiter*innen den Stellenvermittlungen exorbitante Vermittlungsgebühren bezahlt, bevor sie ins Ausland gereist sind, um fernab der Heimat den Unterhalt ihrer Familie zu sichern. In Katar bauten diese Arbeitsmigrant*innen die Stadien für die Weltmeisterschaft, Straßen, die U-Bahn. Sie kümmerten sich in den Hotels um die Spieler und Fans, sie bedienten sie in Restaurants und standen ihnen als Fahrer zur Verfügung. Sie sorgten für die Sicherheit an den Austragungsstätten. Wer Katar besuchte, wurde auf Schritt und Tritt von Arbeitsmigrant*innen betreut.
Ausbeutung und extreme Abhängigkeitsverhältnisse
Wie Amnesty International in zahlreichen Recherchen aufzeigte, werden Arbeitsmigrant*innen in Katar gezwungen, bis zur völligen Erschöpfung zu arbeiten. Vielen Arbeiter*innen wurden ihre Gehälter nicht ausgezahlt. Die Arbeitgeber*innen üben eine unzulässige Kontrolle über ihr Leben aus, halten die Maximalarbeitszeiten nicht ein und hindern sie an einem Jobwechsel. Die Arbeiter*innen dürfen keinen Gewerkschaften beitreten und können so nicht gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen. Wie das Beispiel des kenianischen Arbeitsrechtsaktivisten Malcolm Bidali zeigt, kann öffentliche Kritik am System in Katar sehr gefährlich sein. Malcolm Bidali arbeitete als Wachmann in Katar und kritisierte in Artikeln für zahlreiche Online-Plattformen die schwierige Situation, der Arbeitsmigrant*innen wie er in Katar ausgesetzt sind. Am 4. Mai 2021 wurde Malcolm Bidali von den katarischen Behörden entführt und einen Monat lang in Isolationshaft gehalten.
(Sexuelle) Gewalt
In Katar herrscht nach wie vor ein System vor, das es Arbeitgeber*innen erlaubt, Hausangestellte nicht als Menschen, sondern als Besitz zu behandeln. Einige Frauen gaben an, Opfer schwerer Straftaten, darunter sexualisierte Gewalt, geworden zu sein. Doch für die meisten Frauen ist es keine Option, Anzeige zu erstatten. Während der Bearbeitungszeit laufen sie Gefahr, ihren rechtlichen Status, ihr Einkommen und die Unterkunft zu verlieren.
Zahl der Toten: Wie viele Arbeitsmigrant*innen sind in den letzten Jahren in Katar gestorben?
Die von Amnesty durchgeführte Analyse von Angaben zu Sterbefällen aus verschiedenen Quellen deutet darauf hin, dass die Quote der ungeklärten Todesfälle von Arbeitsmigrant*innen in Katar bei fast 70 Prozent liegen könnte. Statistiken der katarischen Behörden zeigen, dass zwischen 2010 und 2019 mehr als 15.000 Personen nicht-katarischer Staatsangehörigkeit gestorben sind. Wie viele davon Arbeitsmigrant*innen waren, die aufgrund der Arbeitsbedingungen starben, lässt sich aus diesen Daten nicht schließen, eben weil die Todesursachen nicht systematisch erhoben werden. Außerdem gibt es keine umfassenden Statistiken zu Todesfällen bei allen WM-Projekten.
Ungeklärte Todesfälle
Eine erschütternde Anzahl von Arbeiter*innen in Katar werden nie in ihre Herkunftsländer zurückkehren. In den letzten zehn Jahren sind Tausende von Arbeitsmigrant*innen plötzlich und unerwartet in Katar gestorben. Und das, obwohl sie die vorgeschriebenen medizinischen Tests vor der Einreise in das Land bestanden hatten und demnach vor ihrer Arbeit in Katar keine groben medizinischen Probleme hatten. Es liegen eindeutige Beweise dafür vor, dass Hitzestress ein großes Gesundheitsrisiko für die Arbeiter*innen darstellt. Ebenso zeigt eine von Expert*innen begutachtete Studie, dass Hunderte von Leben durch angemessene Schutzmaßnahmen hätten gerettet werden können. Trotzdem bleibt es äußerst schwierig, die genaue Zahl der Toten zu beziffern. Denn die katarischen Behörden untersuchen in den meisten Fällen die Todesursache der Opfer nicht. Daher weiß niemand genau, wie viele Menschen aufgrund der Arbeitsbedingungen gestorben sind. In einem im August 2021 veröffentlichten Bericht dokumentierte Amnesty International, wie die wahrscheinliche Todesursache – stundenlange Arbeit in extremer Hitze – nicht untersucht und stattdessen pauschal Totenscheine verfasst wurden. Die Todesfälle wurden auf „natürliche Ursachen" oder vage definierte Herzversagen zurückgeführt.
Was fordert Amnesty International von Katar und der FIFA?
Der von der FIFA und anderen Stellen erarbeitete Aktionsplan muss wirksam umgesetzt werden, wenn den Menschenrechtsverstößen ein Ende gesetzt werden soll. Doch in der Vergangenheit begangene Verstöße lassen sich nicht rückgängig machen und es ist an der Zeit, dass die FIFA und Katar Wiedergutmachung leisten.
Katar unterliegt einer klaren Verpflichtung zur Verhinderung von Menschenrechtsverstößen und zur Entschädigung von Personen, die Ausbeutung erfahren. Doch auch die FIFA hat eine wichtige Verantwortung, an die wir den Verband erinnern müssen. Indem die FIFA Katar den Zuschlag für die Fußball-Weltmeisterschaft erteilt hat, ohne dies an Bedingungen zum Schutz der Arbeitsrechte zu knüpfen, hat der Fußballverband zu erheblichen Menschenrechtsverstößen beigetragen – und dies gilt nicht nur für Menschen, die an den offiziellen FIFA-Stätten arbeiten. Gemäß internationaler Normen bedeutet dies, dass die FIFA Wiedergutmachung für vergangene Arbeitsrechtsverstöße leisten muss, die in irgendeiner Weise mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Verbindung stehen. Hierunter fallen Arbeiter*innen, die an Bau und Instandhaltung der Stadien, Transportinfrastruktur, Unterkünfte und anderer turnierbezogener Projekte beteiligt sind.
Die FIFA muss mit Katar und anderen Partnern zusammenarbeiten, um ein Entschädigungssystem für Hunderttausende Arbeiter*innen einzurichten, die an Projekten für die Weltmeisterschaft beteiligt sind bzw. waren. Um dies zu finanzieren, sollte die FIFA mindestens eine Summe im Wert des Weltmeisterschafts-Preisgeldes – 440 Mio. US-Dollar – bereitstellen. Diese Summe kann in Fonds zur Entschädigung von Arbeiter*innen sowie in Initiativen zum besseren Schutz von Arbeitsrechten investiert werden. Dies ist leicht machbar, da der Fußballverband an der Weltmeisterschaft mindestens 6 Mrd. US-Dollar verdienen wird und mehr als 1,6 Mrd. US-Dollar in Reserve hält.
200 Milliarden
Katar gab mehr als 200 Mrd. US-Dollar für die WM aus.
6 Milliarden
Die FIFA wird mindestens 6 Mrd. US-Dollar daran verdienen.
440 Millionen
Die FIFA sollte mindestens eine Summe im Wert des Weltmeisterschafts-Preisgeldes – 440 Mio. US-Dollar – bereitstellen, um Arbeiter*innen zu entschädigen.
Was müssen Katar und die FIFA jetzt unternehmen?
Katar muss die angekündigten Reformen zum Schutz der Arbeitsmigrant*innen endlich umsetzen. Das Land muss sein Versprechen einlösen, das Kafala-Sponsorsystem vollständig abzuschaffen und die rechtliche Situation der Arbeitsmigrant*innen im Land zu verbessern. Amnesty International fordert ein Ende der Straflosigkeit für verantwortliche Arbeitgeber*innen und die Einführung zusätzlicher Maßnahmen, um den Schutz der Rechte von Arbeiter*innen in Katar zu stärken. Den Tod von Arbeitsmigrant*innten nicht zu untersuchen und zu verhindern, ist ein eklatanter Verstoß Katars gegen die Verpflichtung, das Recht auf Leben zu wahren und zu schützen. Amnesty fordert Katar auf, in seinen Gesetzen zum Schutz der Arbeiter*innen vor extremer Hitze verpflichtende Ruhepausen einzuführen. Alle Todesfälle von Arbeitsmigrant*innen müssen vollständig untersucht werden. Wenn die Arbeiter*innen gefährlichen Bedingungen wie extremer Hitze ausgesetzt waren und keine andere Todesursache festgestellt werden kann, muss Katar angemessene Entschädigungen für die Familien sicherstellen und unverzüglich Maßnahmen ergreifen, um den Schutz der Arbeiter*innen zu verbessern und weitere Todesfälle zu verhindern. Reformen zum Schutz von Hausangestellten müssen ausgeweitet und wirksam umgesetzt werden. Von Gewalt und sexuellen Übergriffen betroffene Arbeiter*innen benötigen eine sichere Unterkunft und ein gesichertes Auskommen für die Dauer des Prozesses, damit sie ihren Arbeitgeber*innen entkommen und Anzeige erstatten können.
Als die FIFA die Weltmeisterschaft an Katar vergab, wusste sie – oder hätte wissen müssen –, dass die Austragung der WM in diesem Land mit Risiken behaftet sein würde, weil das Land stark auf Arbeitsmigrant*innen angewiesen ist und diese Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt sind. Vergangene Menschenrechtsverletzungen können nicht rückgängig gemacht werden. Daher muss die FIFA jetzt Entschädigung leisten.
Was bedeutet das Kafala-System und warum ist es problematisch für die Arbeiter*innen?
Im sogenannten Kafala-System üben Arbeitgeber*innen („Sponsor*innen“) ein übermäßiges Maß an Kontrolle über die Arbeitsmigrant*innen und ihren rechtlichen Status aus. So durften Arbeitsmigrant*innen bis vor kurzem nur mit Einverständnis ihrer Arbeitgeber*innen den Job wechseln oder das Land verlassen. Durch das extreme Abhängigkeitsverhältnis zu ihren Arbeitgeber*innen können sich Arbeiter*innen kaum gegen Ausbeutung, Missbrauch und Misshandlung wehren. Sie sind ihren Sponsor*innen völlig ausgeliefert.
Die Kafala-Regelung ist in Katar inzwischen zwar gesetzlich abgeschafft, wird aber in der Praxis weiterhin angewandt und die Abschaffung zunehmend erneut in Frage gestellt. Katar hat die Anforderung einer Ausreisegenehmigung und einer Unbedenklichkeitsbescheinigung (No-Objection Certificate – NOC) für die meisten Arbeitsmigrant*innen abgeschafft, sodass sie theoretisch das Land verlassen und den Arbeitsplatz wechseln können, ohne die Zustimmung ihrer Sponsor*innen einzuholen. Aber de facto besteht für Arbeitgeber*innen weiterhin die Möglichkeit, den Arbeitsplatzwechsel von Beschäftigten zu blockieren und ihren rechtlichen Status zu kontrollieren. Auch durch die Einbehaltung von Gehältern und Sozialleistungen wird es Beschäftigten erschwert, den Arbeitsplatz zu verlassen. Arbeitsmigrant*innen sind auch weiterhin von ihren Arbeitgeber*innen abhängig, um nach Katar einreisen und sich dort aufhalten zu können. Arbeitgeber*innen können in dieser Hinsicht nach wie vor Klage wegen „unerlaubtem Verlassen des Arbeitsplatzes“ einreichen und Aufenthaltsgenehmigungen annullieren – Praktiken, die zur Kontrolle der Arbeitskräfte missbraucht werden.
Für Arbeitsmigrant*innen, die ausgebeutet werden, ist es schwierig, ihre Rechte einzufordern oder eine Entschädigung zu erhalten. Sie dürfen keinen Gewerkschaften beitreten und können so nicht gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen.
Unsere Forderungen
Amnesty International fordert Katar und die FIFA auf:
- Unverzüglich und mit Entschlossenheit zu handeln, um weitere Menschenrechtsverstöße gegen Arbeitsmigrant*innen zu verhindern.
- Dafür zu sorgen, dass Arbeitsmigrant*innen und ihre Familien, deren Rechte für die Weltmeisterschaft verletzt wurden, umfassende und angemessene Wiedergutmachung erhalten, u. a. durch:
- die Verhinderung weiterer Menschenrechtsverstöße gegen Arbeitsmigrant*innen, die an Bauprojekten und Dienstleistungen für die Fußball-Weltmeisterschaft beteiligt sind.
- das Einrichten eines Systems zur Entschädigung von Arbeitsmigrant*innen.
- das Bereitstellen einer mindestens dem Preisgeld der Weltmeisterschaft entsprechenden Summe für Entschädigungsfonds und Programme zum Schutz der Arbeitsrechte.
Hat Amnesty zum Boykott der WM in Katar 2022 aufgerufen?
Soll man Sportevents in Ländern mit fragwürdiger Menschenrechtsbilanz boykottieren? Schon seit der Vergabe der WM an Katar vor 10 Jahren wurden aufgrund der prekären Menschenrechtslage Rufe nach einem Boykott laut. Fußball-Fans, Spieler*innen und Vereine rufen dazu auf, der WM in Katar die Unterstützung zu entziehen und drücken auf diese Weise ihren Protest gegen die Entscheidung der FIFA und die Ausbeutung der Migrant*innen aus. Zu groß sind die Menschenrechtsbedenken, zu bitter der Beigeschmack eines fröhlichen Fußballfests inmitten von Unrecht – die Gründe für den Boykott eines Sportevents wie der WM in Katar liegen auf der Hand.
Gleichzeitig können große Sportevents wie die WM auch das Potenzial haben, Menschenrechtsverletzungen sichtbar zu machen und Verbesserungen zu bewirken. Die FIFA Fußball-WM ist einer der am meisten verfolgten Sportevents der Welt. 2018 haben mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung die WM verfolgt. Amnesty International hat sich bewusst gegen einen Boykott der WM in Katar entschieden und sich entschlossen, stattdessen die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit als Chance für positive Veränderungen zu nutzen. Wir wollen diese Aufmerksamkeit auf jene lenken, die diese Großveranstaltung überhaupt erst möglich machen – die Arbeitsmigrant*innen. Unsere Rolle als Menschenrechtsorganisation ist, die dramatische Situation der Arbeitsmigrant*innen rund um die WM zu dokumentieren, weltweit Bewusstsein für ihr Leid zu schaffen und Druck auf die Verantwortlichen aufzubauen, um Veränderung zu erzielen. Wir haben die Zeit vor der Weltmeisterschaft genutzt, um die Ausbeutung der Arbeitsmigrant*innen aufzuzeigen, Reformen zu fordern und ihre Situation zu verbessern.
Als Ergebnis der Berichterstattung hat Katar bereits wichtige Schritte für einen besseren Schutz der Arbeiter*innen gesetzt – wichtige Schritte, die aber offensichtlich nur ein erster Anfang sein können. Nachdem in den letzten Jahren der internationale Druck zunahm, hat sich die katarische Regierung 2017 dazu verpflichtet, das Kafala-System abzuschaffen und weitere wichtige Reformen in die Wege zu leiten. Seither ist es tatsächlich zu wichtigen Fortschritten in Katar gekommen: es wurden neue rechtliche Rahmenbedingungen und Initiativen eingeführt, die die Situation von Arbeitsmigrant*innen verbessern. Dazu zählt ein Gesetz, das die Arbeitszeit für Hausangestellte regelt, Arbeitsgerichte, die den Zugang zur Justiz erleichtern sollen, ein Fonds, der für nicht ausbezahlten Lohn aufkommt und ein Mindestgehalt. Katar hat ebenso Gesetze abgeschafft, nach denen Arbeitsmigrant*innen früher die Erlaubnis ihrer Arbeitgeber*innen für einen Jobwechsel oder für das Verlassen des Landes einholen mussten. Zwei wichtige Menschenrechts-Verträge wurden ratifiziert (allerdings ohne das Recht, Gewerkschaften zu gründen, anzuerkennen). Wenn diese Reformen vollständig implementiert werden, können sie dazu beitragen, die problematischsten Aspekte des Kafala-Systems zu beseitigen und Arbeitsmigrant*innen ermöglichen, aus ausbeuterischen und missbräuchlichen Arbeitsbedingungen zu entkommen und Entschädigungen einzufordern.
Doch seither hat es auch Rückschritte und eine Stagnation gegeben. Trotz der eingeleiteten Reformprozesse ist der Alltag vieler Arbeitsmigrant*innen in Katar nach wie vor hart und die Ausbeutung geht weiter – was unter anderem daran liegt, dass angekündigte Reformen bisher nicht wirksam umgesetzt wurden. Es ist daher höchste Zeit für Katar, diese Versprechen endlich einzulösen – und auch die FIFA muss ihrer Verantwortung gerecht werden. Als WM-Veranstalterin muss die FIFA öffentlich ihre Stimme erheben und die Regierung von Katar auffordern, ihr Programm für Arbeitsreformen umzusetzen. Amnesty International wird nicht müde werden, die FIFA öffentlichkeitswirksam an ihre Verantwortung zu erinnern.
Was können Fußballfans und wir alle tun, damit Arbeiter*innen in Katar besser geschützt werden?
Fußballfans auf der ganzen Welt haben anlässlich der WM in Katar die Gelegenheit, aktiv dazu beizutragen, das Leben von Menschen zu verbessern. Wenn weltweit viele Tausende Menschen den Schutz der Arbeiter*innen einfordern, steigt der Druck auf die FIFA, Entschädigung zu leisten und Katar zu Reformen zu drängen. Wir müssen jetzt gemeinsam laut sein! Amnesty International forderte mit einer weltweiten Petition von der FIFA, öffentlich Druck auf Katar zu machen, die eigenen Reformen umzusetzen. Die Petition mit der Forderung von mehr als 280.000 Menschen aus der ganzen Welt wurde an die FIFA übergeben.
Wer plant, nach Katar zu reisen, sollte sich mit der Menschenrechtssituation vor Ort vertraut machen. Spieler, offizielle Vertreter*innen und andere involvierte Personen können einen Unterschied machen, indem sie sich über die Arbeitsbedingungen des Personals zum Beispiel in von ihnen besuchten Unterkünften informieren und ihre Bedenken auch öffentlich äußern. Auch nationale Fußballverbände können ihren Einfluss in Katar und in der FIFA nutzen und die Gelegenheit ergreifen, um die Menschenrechtssituation klar anzusprechen.
Wenn du deine Stimme für die Arbeiter*innen in Katar erheben möchtest, teile Informationen zu ihrer menschenrechtlichen Lage mit möglichst vielen Menschen in deinem Umfeld oder nutze deine Kanäle in den sozialen Medien, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Unterstütze unsere Forderung nach Entschädigungen, verwende dabei den Hashtag #PayUpFifa. Amnesty International und die Organisation Avaaz haben der FIFA kurz vor Beginn des FIFA-Kongresses im März 2023 einen offenen Brief mit über einer Million Unterschriften überreicht.