Einsatz von Landminen gegen Zivilbevölkerung
Von 25. Juni bis 8. Juli sprachen Amnesty-Vertreter*innen im Bundesstaat Kayah mit 43 Personen aus den Townships Demoso, Hpruso und Loikaw. Diese Gegenden stehen im Zentrum von Auseinandersetzungen zwischen der Armee und bewaffneten ethnischen Gruppen (v.a. die Karenni People's Defense Force) seit im Mai 2021 im Zuge des Militärputsches wieder Konflikte im Bundesstaat Kayah ausbrachen.
Amnesty International sprach mit überlebenden Minenopfern und anderen Zeug*innen sowie mit Gesundheitspersonal, das Verletzungen durch Landminen behandelte, und mit Personen, die Landminen in Dörfern aufgespürt und entschärft hatten. Vertreter*innen der Menschenrechtsorganisation besuchten außerdem mehrere Dörfer, die kürzlich von Minen befreit wurden.
Das myanmarische Militär verlegt mehre Arten von Landminen aus Eigenherstellung. Eine Mine vom Typ M-14 führt in der Regel dazu, dass der Fuß des Betroffenen am Knöchel abgesprengt wird. Der noch gefährlichere Typ MM-2 führt häufig zur Abtrennung des Beins unterhalb des Knies sowie zu Verletzungen an anderen Körperteilen, was häufig zum Tod aufgrund von Blutverlust führt.
Landminen wie M-14 und MM-2 fügen naturgemäß unterschiedslos Verletzungen zu und ihr Einsatz ist sowohl gemäß dem humanitären Völkergewohnheitsrecht als auch dem von 164 Ländern unterzeichneten Landminenvertrag von 1997 verboten. Laut Landmine Monitor ist das myanmarische Militär die einzige staatliche Armee, die 2020/21 bestätigterweise Antipersonenminen eingesetzt hat.
Die Menschenrechtsorganisation Karenni Human Rights Group hat dokumentiert, dass im Bundesstaat Kayah seit Juni 2021 mindestens 20 Zivilpersonen durch Landminen schwer verletzt oder getötet wurden. Aktivist*innen, Mitarbeiter*innen örtlicher Hilfsorganisationen und Personen, die ohne offizielle Ausbildung Dörfer von Minen befreien, gaben an, dass Militärangehörige in den vergangenen Monaten dort vermehrt Landminen verlegt haben, insbesondere in Gegenden, aus denen sie sich dann zurückzogen.