Auch weitere Unternehmen beteiligt
Puma Energy ist jedoch kein Einzelfall. Auch andere Unternehmen spielen eine wichtige Rolle in der Lieferkette von Flugkraftstoff in Myanmar und werden mit den gleichen Menschenrechtsverletzungen in Zusammenhang gebracht.
Von Februar 2021 bis zum 17. September 2022 entluden mindestens sieben Öltanker acht Ladungen Flugkraftstoff am Hafenterminal in Thilawa im Handelszentrum von Yangon, das von der Puma Energy-Tochter PEAS betrieben wird.
Amnesty International konnte die Lieferanten und das Datum von vier dieser Lieferungen bestätigen: PetroChinas hundertprozentige Tochtergesellschaft Singapore Petroleum Company (SPC) (Dezember 2021), das russische Unternehmen Rosneft (Dezember 2021), Chevron Singapore (Februar 2022) und Thai Oil (Juni 2022). Auch ExxonMobil wird mit einer Lieferung im Juni 2022 in Verbindung gebracht.
Aus Amnesty International vorliegenden Dokumenten geht hervor, dass die Lieferungen von Thai Oil und SPC (PetroChina) für die Luftwaffe von Myanmar bestimmt waren.
Vertreter*innen von Rosneft, Chevron und Thai Oil erklärten gegenüber Amnesty International, sie hätten die Zusicherung erhalten, dass die Lieferungen nur für zivile Zwecke bestimmt seien. SPC (PetroChina) hat auf keine Bitte um Stellungnahme reagiert. Thai Oil reagierte auf die Anschreiben von Amnesty International mit der Erklärung, es werde den Verkauf von Jet-A-1-Kerosin an Myanmar aussetzen, „bis keine derartigen Bedenken mehr bestehen“.
„Alle Unternehmen, die mit gebotener Sorgfalt eine Prüfung in Sachen Menschenrechte durchführen, sollten sich darüber im Klaren sein, dass der Verkauf von Flugkraftstoff an Kunden in einem Land, das von einem Militär mit einer grausamen Menschenrechtsbilanz regiert wird, hohe Risiken birgt“, sagte Ferrer.
Der koreanische Schiffseigner Pan Ocean und die norwegische Reederei Wilhelmsen waren ebenfalls an einer Reihe von Flugkraftstofflieferungen beteiligt. Pan Ocean hat auf die Anfragen von Amnesty nicht reagiert. Wilhelmsen erklärte, das Unternehmen sei davon ausgegangen, dass die Lieferungen zivilen Zwecken dienten, man werde aber „ab sofort keinerlei Vermittlungsdienste mehr für Schiffs- oder Frachteigner erbringen, die in Häfen in Myanmar Jet-A-1-Kerosin entladen“.
Luftangriffe auf Zivilbevölkerung
Im Zuge dieser Recherche hat Amnesty International 16 rechtswidrige Luftangriffe dokumentiert, die zwischen März 2021 und August 2022 in den Bundesstaaten Kayah, Kayin und Chin sowie in der Region Sagaing erfolgten.
Der Einsatz von Streumunition durch das myanmarische Militär, den Amnesty International bei zweien dieser Angriffe dokumentiert hat, ist international verboten.
Bei den dokumentierten Luftangriffen wurden insgesamt mindestens 15 Zivilpersonen getötet, mindestens 36 weitere verletzt, sowie Häuser, religiöse Gebäude, Schulen, medizinische Einrichtungen und ein Lager für Vertriebene zerstört.
Die Zahl der Todesopfer durch Luftangriffe basiert auf den Angaben, die Amnesty International durch direkte Beweise überprüfen konnte. Dazu gehören übereinstimmende Zeugenaussagen und die Namen der Opfer, die häufig durch Foto- und Videomaterial der Angriffe untermauert wurden.
Laut Medienberichten und anderen Zeugnissen von Menschenrechtsverletzungen gab es noch weitaus mehr rechtswidrige Luftangriffe, bei denen Zivilpersonen in ganz Myanmar getötet und verletzt wurden. Die tatsächliche Zahl der Todesopfer ist damit wesentlich höher.
In den allermeisten dieser dokumentierten Fälle scheinen sich zum Zeitpunkt des Angriffs nur Zivilpersonen am Ort des Geschehens aufgehalten zu haben.
Berichte von Überlebenden
Ka Naw, ein 73-jähriger Mann, der im Februar 2022 Zeuge eines Luftangriffs auf ein bewohntes Dorf im Bundesstaat Kayah (Karenni) im Osten Myanmars wurde, bei dem zwei Zivilpersonen ums Leben kamen, beschreibt den Angriff wie folgt: