„Dieses Reiseverbot spricht mir nicht nur mein Grundrecht ab, mich nach meiner 18-monatigen unrechtmäßigen Inhaftierung frei zu bewegen, sondern bedeutet auch eine starke Beeinträchtigung meines Lebens. Ich kann weder mein Studium weiterführen noch meine Partnerin besuchen, die in Belgien lebt. Ich bin nicht in der Lage, meine Zukunft zu planen, da ich beispielsweise nicht weiß, ob man mich ausreisen lassen würde, wenn ich promovieren möchte“, so Ahmed Samir Santawy weiter.
Hintergrund
Ahmed Samir Santawy ist als Masterstudent der Anthropologie an der Central European University (CEU) in Wien eingeschrieben. Seine Forschungsarbeit konzentriert sich auf Frauenrechte, unter anderem auf reproduktive Rechte. Er wurde am 1. Februar 2021 festgenommen und später wegen der „Verbreitung von Falschmeldungen“ schuldig gesprochen. Nach einem unfairen Verfahren erhielt er eine vierjährige Gefängnisstrafe. Die Verurteilung basierte allein auf Social-Media-Posts, in denen Menschenrechtsverletzungen in Ägypten und der Umgang der Regierung mit der Pandemie kritisiert wurden. Am 30. Juli 2022 wurde er im Zuge internationalen Drucks per Präsidentendekret freigelassen.
Bereits am 27. August 2022 wurde Ahmed Samir Santawy von Angehörigen des Kairoer Flughafens willkürlich daran gehindert, für sein Studium nach Österreich auszureisen. Als Grund wurden „Anweisungen der Sicherheitsbehörden“ angegeben.
In Ägypten unterliegen derzeit mindestens 18 Menschenrechtsverteidiger*innen bzw. NGO-Mitarbeiter*innen einem Auslandsreiseverbot, manche von ihnen bereits seit mehr als sechs Jahren. Zu ihnen zählen Führungskräfte und Mitarbeiter*innen von Organisationen wie dem El-Nadeem-Zentrum für Folteropfer, der Ägyptischen Initiative für Persönliche Rechte, des Kairoer Instituts für Menschenrechtsstudien und dem mittlerweile aufgelösten Arabischen Netzwerks für Menschenrechtsinformationen. Sicherheitskräfte verfügen über einen großen Ermessensspielraum, um Personen ohne Gerichtsbeschluss oder verfahrensrechtliche Garantien an der Ausreise zu hindern. In den meisten Fällen werden Personen, gegen die Reiseverbote verhängt werden, noch nicht einmal darüber informiert und bemerken es erst, wenn sie versuchen, ins Ausland zu reisen.