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© LUIS ROBAYO/AFP via Getty Images

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Venezuela & COVID-19: Repressionen und fehlender Schutz von Gesundheitspersonal

19. August 2020

Die Zahl der in Venezuela gemeldeten COVID-19-Fälle nehmen täglich rasant zu. Die Behörden verabsäumen es, Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung – insbesondere Ärzt*innen, Pfleger*innen und Klinikpersonal – zu ergreifen. Es werden sogar jene inhaftiert, die über ihre schrecklichen Arbeitsbedingungen sprechen, kritisiert Amnesty International.

„Entweder leugnen die venezolanischen Behörden die Zahl der durch COVID-19 verstorbenen Mitarbeiter*innen des Gesundheitswesens, oder sie haben keine genauen Informationen über die prekären Bedingungen in den Krankenhäusern. Die Regierung handelt jedenfalls völlig unverantwortlich“, sagt Erika Guevara-Rosasas, Direktorin für die Region Amerika bei Amnesty International.

Die Regierung Nicolás Maduro hat in den letzten Wochen die Bevölkerung dazu aufgerufen, dem Gesundheitspersonal Beifall zu spenden. Doch was es wirklich braucht, sind konkrete Maßnahmen, damit die Menschen sicher ihre Arbeit erledigen und ihre Stimmen ohne Repressalien erheben können.

Erika Guevara-Rosasas, Direktorin für die Region Amerika bei Amnesty International

Nach Angaben der Organisation Medicos Unidos de Venezuela starben 71 Gesundheitsfachkräfte zwischen dem 1. Juli und dem 16. August, wobei 37 dieser Todesfälle allein in den ersten 16 Augusttagen auftraten. Das entspricht fast 30 Prozent aller Todesfälle (288), die von den Behörden von COVID-19 in Venezuela offiziell gemeldet wurden.

Viele Todesfälle von Gesundheitspersonal werden jedoch nicht im offiziellen Register gezählt. Amnesty International hat Informationen darüber, dass sich am 16. August allein in den wichtigsten Krankenhäusern der Stadt Caracas 691 Patient*innen wegen Symptomen von COVID-19 befanden. Dies lässt Zweifel an der Richtigkeit der offiziellen täglichen Fallzahlen im ganzen Land aufkommen, denn die Behörden meldeten am 16. August lediglich 1.148 neue Fälle von COVID-19 im ganzen Land.

Venezuela sticht international als krasses Beispiel für staatliche Repressalien gegen Beschäftigte des Gesundheitswesens hervor: Amnesty International beobachtet die Situation des Gesundheitspersonals in ganz Amerika. Venezuela ist das einzige Land in der Region, das Beschäftigte im Gesundheitswesen verhaftet und vor Militär- und Zivilgerichte stellt. Bis heute hat Amnesty International Informationen über mindestens 12 Gesundheitsfachkräfte erhalten, die während der Pandemie inhaftiert waren – darunter viele, denen ein ordnungsgemäßes Verfahren vorenthalten wurde, da sie nicht über die gegen sie erhobenen Anklagen informiert wurden. 

Unsere Forderungen

Amnesty International fordert die venezolanische Regierung auf, den Bedarf des Landes an internationaler Zusammenarbeit in Form von Spenden richtig zu diagnostizieren und zu bewerten, sowie konzertierte Anstrengungen zur Neuzuweisung von Ressourcen unternehmen.

Die Regierung muss sicherstellen, dass das Gesundheitspersonal ausreichend Zugang zu Handschuhen, OP-Kitteln und Masken hat. Die Regierung muss auch sicherstellen, dass in den Krankenhäusern genügend Reinigungs- und Desinfektionsmittel zur Verfügung stehen.

In fast der Hälfte der Krankenhäuser des Landes gibt es kein Wasser bzw. Wasserknappheit, und nach Angaben von Arbeitnehmer*innen-Organisationen sind viele von ihnen während der Pandemie nicht einmal ordnungsgemäß desinfiziert worden.

Amnesty International berichtet seit Jahren über die Repressionspolitik der Regierung Maduros, die darauf abzielt, die Bevölkerung zum Schweigen zu bringen und zu kontrollieren, wozu auch willkürliche Verhaftungen und Folter gehören.

In den letzten Jahren haben nach Angaben des venezolanischen Ärzt*innen-Verbands (FMV) etwa 50 Prozent der Ärzt*innen des Landes das Land verlassen. Damit gibt es in Venezuela nur knappe Ressourcen, um der Pandemie zu begegnen. Die Abwanderung so vieler Mediziner*innen steht im Zusammenhang mit der humanitären Notlage und der Menschenrechtskrise, die zur Flucht von 5,2 Millionen Menschen aus dem Land geführt hat.

Beschäftigte im Gesundheitswesen verdienen in Venezuela zwischen 4 und 18 USD im Monat. Viele müssen zu Fuß zur Arbeit gehen, manchmal über 10 Kilometer, da sie sich keinen Transport leisten können. Nach Angaben des zivilgesellschaftlichen Beobachters Monitor Salud kamen 68 Prozent der 296 von März bis Juni in Caracas befragten Gesundheitsarbeiter*innen ohne Nahrung im Magen zur Arbeit, bevor sie eine anstrengende Schicht begannen. Die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten für Lebensmittel und Grundversorgungseinrichtungen pro Monat für Venezolaner*innen werden nach Angaben der nationalen Forschungsorganisation CENDAS auf 513 USD geschätzt. In fast der Hälfte der Krankenhäuser des Landes gibt es kein Wasser bzw. Wasserknappheit, und nach Angaben von Arbeitnehmer*innen-Organisationen sind viele von ihnen während der Pandemie nicht einmal ordnungsgemäß desinfiziert worden.

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