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Fußballkabine bei Tag, Notschlafstelle bei Nacht © Cornucopia

In den Umkleidekabinen der SC Wiener Viktoria finden obdachlose Menschen im Winter einen warmen Schlafplatz. Roman Gregory, Präsident des Fußballclubs in Meidling, erzählt, was die Initiative so besonders macht.

Ich weiß, wie schnell es gehen kann, dass man auf der Straße sitzt. Das heißt nicht, dass man ein schlechter Mensch ist, sondern dass man einfach mal daneben gehaut hat. Diesen Menschen muss man eine zweite Chance geben. Wir stellen uns nicht mit verschränkten Händen hin, sondern wir strecken die Hand aus.

Wenn im Winter die Notschlafstellen in anderen Einrichtungen voll sind, wollen wir helfen. Jede Nacht werden die Kabinen zu Notschlafstellen für obdachlose Menschen umgebaut. Dann stellen wir Feldbetten in die Umkleiden. Bis zu 20 obdachlose Menschen können bei uns schlafen. Matratzen und Bettwäsche werden täglich frisch gereinigt und von uns zur Verfügung gestellt. Um 22:30 Uhr ist Nachtruhe und um 7:00 Uhr müssen unsere Gäste ihre Schlafstätten wieder verlassen. Unsere Gäste können hier duschen, es gibt Hygieneartikel, frische Handtücher und warmen Tee. Es ist warm und ein sicheres Dach über dem Kopf. Wenn es kalt wird, dann haben wir volles Haus.

Roman Gregory, Präsident des SC Wiener Viktoria und Sänger der Band Alkbottle

Wir tun bei der Wiener Viktoria alles Menschenmögliche, um abseits des Fußballwahnsinns, der hier jeden Tag herrscht, die Augen offen zu halten, zu helfen und etwas für die Gemeinschaft zu tun.


Die Wiener Viktoria ist für viele eine Art Familienersatz. Bei uns wird Zusammenhalt gelebt. Unser Verein ist ein Platz, wo jeder willkommen ist, wo sich jeder willkommen fühlen kann. Das Engagement der Mitglieder macht nicht beim Mitgliedsbeitrag halt. Der Verein bietet ein soziales Gefüge und hat so eine wichtige Funktion im Grätzl und im Bezirk. Für uns ist klar: Es geht einfach nur gemeinsam. Wir dürfen auf niemand vergessen.

Bei uns wird Zusammenhalt gelebt.

Roman Gregory, Präsident des SC Wiener Viktoria und Sänger der Band Alkbottle

Die Kombination von Fußball und sozialem Engagement ist in unserer Vereinsphilosophie fest verankert. Wir sehen es als unsere Pflicht, diese beiden Bereiche zu verbinden. Wir wollen Menschen ein Stück auf ihrem Lebensweg begleiten und dort ansetzen, wo Unterstützung benötigt wird. Jede und jeder kann unsere Angebote in Anspruch nehmen. Seit dem Jahr 2009 bieten wir obdachlosen Menschen in den Wintermonaten einen Schlafplatz. Später haben wir begonnen gratis Deutschkurse, Sozialberatung und Gewalt- und Suchtmittelprävention anzubieten.

Wir wollen Menschen ein Stück auf ihrem Lebensweg begleiten.

Roman Gregory, Präsident des SC Wiener Viktoria und Sänger der Band Alkbottle

Fußballkabine bei Tag, Notschlafstelle bei Nacht

  • (c) Cornucopia
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Ich war von 1979 bis 1984 selbst aktiver Jugendspieler. Meine Kindheitserinnerungen sind mit dem Fußballverein verbunden. Meine Eltern haben auch drei Jahre lang die Kantine geführt. Im Kleinen wurde auch schon damals geholfen: Der damalige Platzwart war obdachlos und hat immer hier geschlafen.

Nachdem meine Kollegen und ich in den Vorstand gewählt wurden, wollten wir ein Zeichen für die Offenheit und den Zusammenhalt setzen: Gleich am ersten Spieltag haben wir türkisches Bier ausgeschenkt und Kebab serviert. Das hat nicht allen gefallen. Wir haben uns von vielen Mitgliedern verabschieden müssen. Aber jeder ist auf der Welt, um zu lernen. Irgendwann werden diese Leute wieder zurückkommen und sagen: Du hast Recht gehabt.

Unsere Spieler sind stolz darauf, bei einem Verein mit einem sozialen Gewissen zu spielen. Viele Leute helfen mit und bringen sich ein. Denen reicht ein kleines Dankeschön und Blumenstrauß zu Weihnachten. Die sind einfach gern dabei, weil sie merken, dass es eine gute Sache ist.

Viele Leute helfen und bringen sich ein.

Roman Gregory, Präsident des SC Wiener Viktoria und Sänger der Band Alkbottle

Bei uns haben Menschen mit Fußfesseln als Zeugwart gearbeitet. Zwei obdachlose Herren wollten gar nicht mehr ausziehen und sind ein halbes Jahr auch über den Sommer bei uns geblieben. Jetzt, wo wieder andere obdachlose Menschen kommen, haben sie gesagt, sie suchen sich etwas Neues. Wenn diese Menschen jetzt wieder mit neuer Stärke versuchen, wieder richtig Fuß zu fassen, dann ist das schon etwas.

Wenn man einmal verstanden hat, dass wir nicht allein auf der Welt sind, hilft man automatisch. Es geht nur miteinander, es geht nicht allein. Auch hier im Verein kann ich mich auf die Menschen hier verlassen, die mit mir den Weg gehen wollen.

Wenn jeder ein bisschen an seinem Umfeld herumbastelt, sich überlegt, was man verbessern kann, was glaubst du, was da weitergeht!

Roman Gregory, Präsident des SC Wiener Viktoria und Sänger der Band Alkbottle

Protokoll von Gregor Krenker & Stefan Schauhuber (cornucopia)

Mehr über den SC Wiener Viktoria

Informationen zum Verein findest du auf der Website der Wiener Viktoria.

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