Loading...

Das war erst der Anfang

19. November 2018

70 Jahre nach Verkündung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte stehen die darin enthaltenen Rechte und Werte unter Beschuss – in Österreich, in Europa, weltweit. Ein Grund mehr, für das zu kämpfen, was uns verbindet. Ein Kommentar 

Der 10. Dezember 2018 markiert das Jubiläum einer großartigen, scheinbar utopischen Vision: Die Gleichheit aller Menschen. Vor genau 70 Jahren wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verkündet. Sie ist geprägt von der Überzeugung, dass „die Anerkennung der angeborenen Würde und der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller Mitglieder der Gemeinschaft der Menschen die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt bildet“, wie es in der Präambel steht. Nur mit den gleichen Rechten können wir in einer gerechten und freien Gesellschaft leben, lautet das Versprechen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.

Angriffe auf fundamentale Rechte

Diese Überzeugung scheint vielerorts verflogen, führt man sich die weltweiten Angriffe auf fundamentale Rechte vor Augen: In Ländern wie Italien, Österreich, Ungarn oder auch Polen werden bisher als selbstverständlich betrachtete Rechte wieder in Frage gestellt. Gruppen von Menschen werden dämonisiert, Geflüchtete, LGBTI-Aktivist*innen und selbst Organisationen, die Menschenleben retten, werden diffamiert. Auch außerhalb Europas stehen die Zeichen auf Sturm: In Myanmar werden Massaker an der Volksgruppe der Rohingya verübt, auf den Philippinen Menschen im Zuge eines ausgerufenen Drogenkrieges in ihren Rechten massiv eingeschränkt und ermordet. 

Auch in den USA werden Einwander*innen und Minderheiten immer stärker diskriminiert. Eine „Wir gegen die anderen“­Stimmung hat, so scheint es, Fuß gefasst. Eine Stimmung, in der Menschenrechte im besten Fall als Lippenbekenntnis gesehen, im schlimmsten Fall als lästiger Ballast unter den Tisch gekehrt werden.

Gerade in diesen Zeiten strahlt das Versprechen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte heller denn je: Wir sind am stärksten, wenn wir uns nicht spalten lassen. Das verhältnismäßig junge und gleichzeitig revolutionäre Konzept, dass jeder Mensch – egal, welcher Herkunft, welchen Geschlechts, welcher sexuellen Orientierung, welcher Religion – gleiche Rechte hat, ist die Gegenthese zur Dämonisierung von dem oder der „Fremden“, zur Spaltung entlang willkürlich gezogener Linien und zur würdelosen Behandlung von Menschen.

Dieses Versprechen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ist eines, das Hoffnung gibt. Heute wie damals vor 70 Jahren. Angesichts der aktuellen Angriffe ist der Kampf für Menschenrechte so notwendig wie eh und je – aber vielleicht noch drängender.

Text von Levin Wotke

Antikriegsaktion: Russische Künstlerin in Haft!

Jetzt helfen