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© Ana Abril

Aus dem Magazin © Ana Abril

Bringt uns Ahmed zurück

7. Mai 2021

Ahmed Samir Santawy forscht an einer Wiener Uni zu Frauenrechten. Dafür wurde er in seiner Heimat Ägypten zu Unrecht inhaftiert. Gemeinsam mit seinen Freund*innen fordern wir seine Freilassung!

Vier Jahre sind Ahmed und Souheila schon ein Paar. Die beiden haben sich während ihres Studiums in ihrer Heimat Ägypten kennengelernt. Seither möchten sie keine Sekunde ohne einander verbringen. Das sieht man auch auf Fotos: Ahmed und Souheila verliebt und glücklich bei ihren Spaziergängen durch Wien, wo Ahmed derzeit sein Masterstudium macht.

Doch dann, Anfang Februar, änderte sich plötzlich alles: Ahmed wurde bei einem Familienbesuch von den ägyptischen Behörden festgenommen. Für Souheila brach die Welt zusammen: „Wir hatten Pläne, am Ende des Jahres zu heiraten. Seit seiner Verhaftung drehen sich all meine Hoffnungen nur noch darum, zu wissen, wie es ihm geht. Ich fühle großen Schmerz.“

Tagelang wurde der 29-Jährige ohne Kontakt zu seiner Familie oder einem Rechtsbeistand festgehalten und verhört. Dabei wurde er seinen Angaben zufolge sogar geschlagen. Wo Ahmed ist und wie es ihm geht, darüber konnten seine Liebsten in den ersten Tagen seit seiner Verhaftung nur spekulieren. „Meine Nächte und Tage sind einfach leer. Da ist nur ein großes Fragezeichen, warum das passiert ist“, sagt Souheila.

FESTGENOMMEN, GESCHLAGEN, INHAFTIERT

Als Student der Central European University in Wien forscht Ahmed zu Frauenrechten und zur Geschichte der reproduktiven Rechte in Ägypten. Um beides steht es nicht gut in seinem Heimatland. Seit er 2019 mit dem Studium begonnen hat, wurde er bei der Ein- oder Ausreise in Ägypten von Sicherheitskräften befragt. Bei seinem letzten Besuch stürmten sie sogar das Zuhause seiner Familie. Weil Ahmed nicht daheim war, wurde er zur National Security Agency (NSA) vorgeladen. Von dort kehrte er nicht mehr zurück.

Gemeinsam wollen wir, dass dieser Albtraum für Ahmed endlich endet und er seine Liebsten wieder in die Arme schließen kann.

Annemarie Schlack, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich

Laut den ägyptischen Behörden ist Ahmed wegen Verdacht auf „Mitgliedschaft in einer terroristischen Gruppierung“ und „Verbreitung von Falschmeldungen auf Social Media“ in Untersuchungshaft. Ahmed ist nicht der Einzige in Ägypten, der mit solch absurden Vorwürfen konfrontiert ist: In den letzten Jahren haben die Behörden Tausende Menschen auf Anordnung der Staatsanwaltschaft festgenommen und festgehalten, während Ermittlungen wegen unbegründeter Terrorismus-Vorwürfe und anderer Anklagen gegen sie eingeleitet wurden. Immer wieder wird dabei die absolute gesetzliche Höchstgrenze von zwei Jahren für Untersuchungshaft überschritten. Die Verfahren basieren im Allgemeinen auf geheimen Ermittlungen der Polizei, die für Angeklagte und ihre Rechtsbeistände unzugänglich sind. Manchmal beziehen sich die Vorwürfe auf Social-Media-Posts, die als den Behörden gegenüber kritisch eingestuft werden. Unter den Inhaftierten sind Aktivist*innen, Menschenrechtsverteidiger*innen, Journalist*innen und Wissenschaftler*innen wie Ahmed.

Für seine Familie, Freund*innen und Amnesty International sind die Vorwürfe gegen den 29-jährigen Studenten absurd und konstruiert: „Ahmed ist ein gewaltloser politischer Gefangener – er geriet lediglich wegen seiner Forschung zu Frauenrechten und zur Geschichte der reproduktiven Rechte ins Visier der Behörden“, sagt Annemarie Schlack, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich.

Nach Ahmeds Verhaftung formierte sich sofort Widerstand bei seinen Freund*innen, Studienkolleg*innen und Menschenrechtsaktivist*innen auf der ganzen Welt. Gemeinsam mit ihnen setzen wir uns mit unserem globalen Appell, öffentlichen Solidaritätskundgebungen und Gesprächen mit politischen Entscheidungsträger*innen für seine Freiheit ein. Rawda, eine langjährige Freundin von Ahmed, sagte Amnesty: „Ich kann die Vorstellung nicht ertragen, einen so freundlichen und vertrauenswürdigen Freund zu verlieren. Ahmed ist immer für mich da, um mir zu helfen, wann immer ich es brauche. Und jetzt werden wir das Gleiche für ihn tun. Wir werden nicht aufhören zu kämpfen, bis Ahmed draußen ist!“

Text: Sabrina Luttenberger

Amnesty Magazin

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